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Indirekte Folgen von Omikron

Explodierende Fallzahlen, Arbeitsausfälle und Home-Office-Pflicht: Die letzten Wochen waren hart. Auch wenn es dieses Mal keinen richtigen Lockdown gab, hat mich diese Welle als Unternehmerin in der Produktion sowie im Verkauf stark gefordert. Aber sie hat mich auch kreativ gemacht und Neues entstehen lassen. Umso mehr freue ich mich, dass wir langsam aufatmen und die Finken endlich wieder gegen ein richtiges Paar Schuhe tauschen können.


Es kommt gleich doppelt: Arbeitsausfälle und Lieferengpässe

Als ich vor gut einem Jahr gestartet bin, wurden in Portugal wegen positiver Covid Fälle immer wieder Fabrikschliessungen angeordnet (mehr dazu hier im Beitrag Startup-Gründung in COVID-Zeiten). Das hat sich im Frühling glücklicherweise entschärft, dafür waren wir stark mit Lieferengpässen und Rohstoffmangel konfrontiert – und sind es leider immer noch.


In den letzten Wochen sind nun noch enorme Arbeitsausfälle dazugekommen. Viele Produktionen mussten die Kapazitäten wieder stark herunterfahren oder waren nicht mehr in der Lage, rentabel zu produzieren. Teilweise haben sie deswegen die Fabriken temporär komplett schliessen müssen. Dieses Mal nicht, weil es «staatlich angeordnet» war, sondern weil sie zu wenig Mitarbeitende hatten.


Ehrlich gesagt war die Situation in den letzten Wochen produktionsseitig noch «verreckter» als in den vergangenen Monaten. Das Rohstoffproblem besteht immer noch, aber zusätzlich sind wir nun auch mit Arbeitsausfällen konfrontiert. Wenn man das weiterdenkt, betreffen diese Ausfälle die gesamten Lieferketten. D.h., auch wenn sich die Arbeitskapazitäten bald wieder normalisieren, wird uns das Rohstoffthema weiterhin oder sogar noch stärker begleiten. Ich gehe davon aus, dass wir das ganze Jahr damit zu kämpfen haben werden.


Verhaltensänderung: Finken und Bergschuhe

Neben der Produktion hatte diese Welle auch Auswirkungen auf den Verkauf. Explodierenden Fallzahlen und Home-Office-Pflicht haben bei vielen Menschen zu einer Verhaltensänderung geführt: Man verkriecht sich freiwillig oder unfreiwillig zu Hause.


Dies hat für viele Marken, Läden oder auch Gewerbe wie z.B. Coiffeure oder Kosmetikstudios grosse indirekte Folgen. Wer braucht schon frisch aufgefüllte Wimpern, neue Kleider oder Schuhe, wenn man sowieso nur zu Hause bleibt, nicht ins Büro geht und es keine Events gibt? Im Fall von Schuhen brauchten die meisten von uns diesen Winter wohl eher ein Paar neue Finken oder Bergschuhe für das Wochenende als schicke Pumps fürs Büro.


Für die Läden und Shops kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Sie durften zwar diese Mal offen haben, aber ihnen fehlt der «Traffic», weil einfach niemand mehr raus und an den Läden vorbeigeht. Auch für sie hatte gerade die Home-Office-Pflicht enorme indirekte Auswirkungen. Das ist man sich auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so bewusst.


Kreativ bleiben, Testen und Lernen

Bei mir sind die Verkaufszahlen zum Glück nicht komplett eingebrochen und ich würde sagen, ich bin ganz gut durch das Januarloch gekommen. Wohl nicht zuletzt, weil ich versucht habe, den Verkauf kreativ anzukurbeln und spontan Dinge getestet und umgesetzt habe. Ein Beispiel dafür ist das Pop-Up in der Centrale Végétale. Ich bin da einfach spontan «reingebombt», wir haben angefangen zu quatschen und ich habe vorgeschlagen, doch ein Pop-Up zu machen. Wir haben beide ein nachhaltiges Mindset und eigentlich macht es ja Sinn, unsere Communities zusammenzubringen und uns gegenseitig zu helfen: Sie retten krummes Gemüse und ich mache Schuhe aus Apfelleder, das aus Apfelsaft-Abfällen hergestellt wird.


Also haben wir innerhalb von zwei Tagen völlig unkompliziert ein Pop-Up auf die Beine gestellt. Im Wissen, dass es sehr kurzfristig und ein schwieriger Zeitpunkt ist. Trotzdem hat es sehr gut funktioniert und v.a. haben wir viel gelernt. Alles Erfahrungen, die in einen nächsten Event einfliessen, wenn sich die Situation wieder entspannt hat.


Und ich glaube, dies wird bald sein. Wir werden alle wieder richtig Lust haben, unbeschwert rauszugehen.

Es wird ein richtiges Frühlingserwachen geben.

Zeit, unsere Finken wieder gegen ein anständiges Paar Schuhe einzutauschen. 😊




Foto: Philipp Müller

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