Auf der Suche nach einer veganen Alternative, die sich nicht nur anfühlt und verhält wie tierisches Leder, sondern auch nachhaltig ist, stiess ich auf Apfelleder. Es überzeugt von der Zusammensetzung und den Eigenschaften des Materials und lässt sich wunderbar zu Schuhen verarbeiten.
Es gibt einige interessante pflanzenbasierte Lederalternativen, die z.B. aus Äpfeln, Trauben, Mais, Pilzen, Kaktus oder Ananas gewonnen werden.
Die meisten Hersteller verwenden «Abfälle» aus der Produktion von beispielsweise Wein oder Apfelsaft. In der Regel werden zur veganen Lederherstellung die Überreste getrocknet, pulverisiert, mit Kunststoff vermischt und auf ein Gewebe aufgetragen. Am Schluss wird dem Material mittels Pressprägung der typische Lederlook verpasst.
Biobasierte und recycelte Materialien für Nachhaltigkeit
Die unterschiedlichen veganen Lederalternativen sind auch in puncto Nachhaltigkeit verschieden. Einerseits variiert der Anteil von biobasierten Materialien (etwa Apfelreste) und beigemischtem Kunststoff je nach Material und Ausführung. Auch bei den Geweben, auf welche die Mischung aufgezogen wird – den sogenannten Backings -, gibt es grosse Unterschiede. Backings können aus Biobaumwolle, Microfaser oder gar herkömmlichem PVC gemacht sein.
Hohe Ansprüche an das Material für Schuhe
Die Zusammensetzung des verwendeten Materials spielt nicht nur wegen der Nachhaltigkeit eine Rolle. Es kommen unterschiedliche Eigenschaften hinsichtlich Haltbarkeit, Dehnbarkeit, Abrieb oder Faltenbildung zum Tragen. Schuhe müssen im täglichen Gebrauch Belastungen standhalten: Pflastersteine, Treppen, Schmutz und nicht zuletzt die kleinen und grossen Bewegungen beim Gehen fordern sie. Schuhe müssen haltbar, pflegeleicht und wetterfest sein. Apfelleder bringt all diese Charakteristiken mit, und ist zudem unkompliziert in der Pflege. Wassertropfen perlen einfach ab, am besten man verwendet zur Reinigung einen feuchten Lappen und tupft danach trocken. Bei starken Verschmutzungen kann eine milde Seife verwendet werden. Auch bei hellen Farben lassen sich auf diese Weise hartnäckige Verschmutzungen rückstandslos entfernen, sodass die Schuhe sogar bei Regen ausgeführt werden können, ohne dass Wasserränder zurückbleiben.
Schuhproduktion und Kollektion
Einen weiteren zentralen Aspekt, sich für oder gegen eine Lederalternative zu entscheiden, stellt die Verarbeitung in der Schuhproduktion dar. Da es sich um neue Materialien handelt, sind vorab zahlreiche Tests nötig, wie sich die Lederalternativen bei den Fertigungsprozessen (Nähen, Kleben etc.) verhalten. Dabei fallen die angestrebten Modelle bereits ins Gewicht: Die Anforderungen an einen spitzen Pumps sind andere im Vergleich zu jenen an Riemchensandalen oder Ankle Boots. Jede Form hat gewisse «Knackpunkte»: Beim Pump muss z.B. ein faltenloser Spitz formbar ein. Beim Ankle Boot ist essenziell, wie gut sich das Material entlang des Rists biegen lässt und wie es sich hinsichtlich der Faltenbildung beim Tragen verhält.
Diese Evaluationen und Tests haben wir bei SASHAY mit diversen Materialen und Rohstoffen durchgeführt. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sich Apfelleder aktuell für unsere Schuhe am besten eignet. Wir bleiben mit den Herstellern in Kontakt und überprüfen weiterhin intensiv die neuesten Entwicklungen: Gerade beschäftigen wir uns mit der neusten Generation von Apfelleder, das einen noch höheren Apfelanteil aufweist.
Ob Apfel, Wein oder Ananas – wir bleiben dran.
Foto: Philipp Müller
Comments